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Eine besonders wichtige Rolle spielt diesmal der öffentliche Raum: Der Kriegsfotograf Wolf Böwig bringt den Gewaltraum Europa auf die Straßen und Plätze von Erlangen. Dabei richtet er den Blick auf die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln und die Situation an den europäischen Außengrenzen.
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Stationengespräch mit Marko Dinić und Wolf Böwig zur Situation an den EU-Außengrenzen – ca. 90min
29.8. – 17Uhr
Anmeldung (erforderlich)
30.8. – 14Uhr
Anmeldung (erforderlich)
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Wo hat die Grenze jemals das auseinandergerissen, was die Gewalt nicht willens war, aufrecht zu erhalten. Gibt es die Grenze überhaupt – oder gibt es nur den Menschen, in dem ich alles Schlechte vermute. Seine Nationen, seine Hautfarben, seine Sprachen, seine Ursachen, seine Grenzen, seine Gewalt lassen die Kinder nachts nicht schlafen. Tagsüber sind wir müde von den Nachrichten, die sich nachts wie Wasser in Regentonnen sammeln: Gestern ist es wieder einmal passiert – mehr als achthundertdreißig / dreihundertzwanzig / achtzig / hundertsiebzig / vierzigtausendfünfhundertfünfundfünfzig. Niemand redet über so viele Silben – von Zahlen ganz zu schweigen. Ein Boot voller Niemand ist die Rede nicht wert. Was lässt uns nachts nicht schlafen, was tagsüber sich wegzählen lässt. Zäher Gedanke. Ich tue den Menschen nicht recht.
Die Grenze ist der Gewaltraum – Traum des patrouillierenden Soldaten. Ich tue dem Soldaten nicht recht, er hat schließlich eine Familie zu ernähren mit Gummigeschossen, Knüppeln, Schlägen, Schrot und Blei. Die Werte warten – geduldig lassen sie jede Vergewaltigung eines Kindes durch einen Soldaten über sich ergehen. Der Tod klopft, auch er muss sich einreihen – zuerst muss sich die Lunge mit Wasser füllen. Niemand redet über so viele Menschen. Europa ist eine Statistik. Die Grenze schläft.
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Marko Dinić
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Wer leidet, blickt auch zurück. Doch auf sich selbst zurückgeworfen, kann man im Vergangenen nur ankern. In den heißen Räumen von Konflikten und Krisen wird Zeit gestaut und geschmolzen. Gründe verstummen. Was dafür gehalten wird, übertönt alles andere. Krieg stößt Menschen auch noch aus jener Geschichte aus, als deren Teil sie verletzt werden. Ihre eigenen Erfahrungen bleiben gleichwohl verwoben mit den Generationen zuvor. Ohnmacht, Schicksal, Spielball, immer wieder dieses Gefühl: Im Südsudan ringen die ehedem Versklavten um ihre Unabhängigkeit, bevor sie in einem Bürgerkrieg über sich herfallen. Der südöstliche Balkan ist voller Episoden von Entwurzelten, die ihre Heimat für den nationalen Gedanken aufgeben mussten. Wie so oft: Im Kampf um die Freiheit ist sie selbst nicht gefunden worden. Oder sie erstarrt im grellen Blitzlicht alter Verwundungen. Gewalt gemeinsam zu erleben, zerstört jedes Vertrauen, das eigene Leben gestalten zu können. Ihre Folgen schwären. Staaten scheitern, wenn nicht alle wissen: Warum?
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Nur der Schlaf ist den Geflüchteten geblieben. Eine unsichere Zuflucht, denn Grenzen entscheiden über ihr Schicksal. Kriege zerstören Leben, Zäune Hoffnungen. So werden Lampedusa, Idomeni oder Moria zu den neuen Zeitworten des Unmenschlichen. Ihre Bilder aber bleiben steril. Wie im Frühjahr 2016 aus Idomeni, einem Dorf zwischen Griechenland und dem nördlichen Mazedonien. Mehr als zehntausend Menschen stranden hier. Die Geflüchteten verwandeln ihre Leiber in Zeichen des Protests. Europäische Flüchtlingspolitik und nationale Souveränitätsansprüche überlagern einander. Seit den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien ist das südöstliche Europa ein Flickenteppich umstrittener, offener und geschlossener Grenzen. Einer der schwelenden Konflikte: der Kosovo, stets bedroht von serbischen Ansprüchen und selbst auf eine völlige Albanisierung des Landes bedacht. Auch die Europäische Union will Europa abschotten, zusammen mit den untereinander verfeindeten Staaten der Region. Schutzwall statt Balkanroute ist die Devise. Recht wird gebeugt und gebrochen, Worte wie „Push Back“ und „Hot Spot“ verschleiern die Gewalt nicht einmal mehr.
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Habbo Knoch
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