Krieg – Ludwig Renn

Hast du dir schon einmal überlegt, was ein Nervenschock eigentlich ist?

Bei jedem Schreck wird irgendein Eindruck vors Bewußtsein gebannt. Man starrt den Eindruck an. Aber der ist gerade unwesentlich. Wer die Geisteskraft hätte, sich bei einem unerwarteten Ereignis frei umzusehen, könnte nicht erschrecken. Du quälst dich mit irgendeiner Vorstellung. Aber die ist ganz gleichgültig.

Und sieh mal dort den blühenden Kirschbaum – deshalb habe ich dich nämlich hergeführt -, sieh ihn dir mal an

Aufbau Verlag – Krieg

Happy are those who

died without ever having had to ask themselves: „If they tear out my fingernails, will I talk?“. But even happier are others, barely out of their childhood, who have not had to ask themselves that other question: „If my friends, fellow soldiers, and leaders tear out an enemy’s fingernails in my presence, what will I do?“

Jean Paul Sartre

 

Europa in Trümmern – Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944-1948

Um die Verbitterung der Menschen in Europa zu verstehen, müssen wir uns, die wir niemals unter der Erde bis zum Tode eingekerkert sein werden, diesen Schrecken vor Augen halten.

Hier waren Männer und Frauen eingeschlossen gewesen, ohne Decke oder Licht; hier lebten sie, solange ihre Körper durchhielten. In den Winkeln der Steinmauern sind die Asche und Reste kleiner Feuer zu sehen. … An den Wänden stehen Namen, mit Holzkohle geschrieben: als hätte ein Mann oder eine Frau im Sterben das wilde Bedürfnis verspürt, in diesem schwarzen Schweigen noch ein Wort oder einen Schrei zu hinterlassen

Martha Gellhorn – Paris, September 1944

DIE ANDERE BIBLIOTHEK – Europa in Trümmern

On the ground are some things I would rather not to describe in detail,

but among them the torso and head of a young woman who has blown herself up. Parts of the people she killed are also lying around. I learn later that her name is Rajana Devi and she was in her late twenties.

I am left with the imagining of her last seconds; of the sound of voices and traffic, the curious expressions of those around her, and whatever thought, who knows what it was, that went through her mind before the blinding flash of oblivion

Fergal Keane – Letter to Daniel

july 2020

peppermint, celery, chives, hortensia – july 30th

july 29th

july 28th

last orchid – july 25th

treespinach – july 20th

more …

Grenzen

Vier Monate dauerte die Odyssee aus Idlib nach Griechenland ins Flüchtlingslager Vial: Jamina und ihr Sohn Mohamad erreichen Chios Anfang Februar 2020

Photonews Forum

RIP: Andreas

…last time we met on the road to Donezk.

Andreas Oplatka

upcoming – SIGNUM MORTIS

Von 1990 bis heute hat der Fotograf Wolf Böwig wiederholt Reportagereisen
durch den nördlichen Balkan, das ehemalige Jugoslawien und dessen
Nachfolgestaaten unternommen. Seine z.T. preisgekrönten Bilder spiegeln
die gravierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser
Region im vergangenen Vierteljahrhundert wider: die Kriege, die nationalen
und ethnischen Konflikte sowie den Wiederaufbau bis hin zu den Konflikten
um die jüngsten Flucht- und Migrationsbewegungen.

Die Vernissage am 5.12.2020 um 15 Uhr wird der Historiker Prof. Dr. Habbo
Knoch, Universität zu Köln, mit einem Einführungsvortrag eröffnen.
Die Ausstellung ist vom 5. bis 20.12.2020 während der Öffnungszeiten des
Kulturzentrums Pavillon zu sehen.

in Kooperation mit dem Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.

mayors for peace

Writers on Art – The Art of the Word

Reading it, it struck me as strange that someone whose life is so centred around the power of words should have looked away from words. Was it just my great-aunt’s language that I thought wasn’t up to the challenge of conveying everything the letter symbolised, or was it language itself that falls short?

It is worth mentioning here that it’s widely believed that the greatest piece of writing – indeed, the greatest piece of art – created about Partition is a short story, called ‘Toba Tek Singh’, just a handful of pages long, by the Urdu writer Saadat Hasan Manto. The story is about the (and I’m using the language of the time) inmates of a lunatic asylum in the district of Toba Tek Singh, near Lahore. When Partition takes place, the lunatics must be divided between India and Pakistan. It ends with one of the inmates lying down in no man’s land, muttering nonsense words: ‘Upar di gur gur di annexe di be-dhiyana mung di daal of di Toba Tek Singh and Pakistan’. A rough translation would go: ‘Upstairs the rumbling the annex the heedlessness the lentils of Toba Tek Singh and Pakistan’. A man speaking nonsense words in a world where reality is beyond what words can convey – that is part of the effectiveness of this story. The Partition of word and meaning. The inability of language to make sense of what is going on, except through conveying senselessness.

Kamila Shamsie

Writers on Art – The Art of the Word

 

 

 

She asks the sunroof to be opend. She wants to acknowledge them,

rises into the evening air to look out over the crowd. She lifts her hand, smiling brightly, and begins to wave. An hour later, crowds are laying siege to Rawalpindi General Hospital, smashing its windows and breaking its doors. Inside, doctors are trying to keep her alive. …

Ron Suskind – THE WAY OF THE WORLD

diary

20/6+/39

Samos/Hannover

june 2020

Das siebte Kreuz – Anna Seghers

Wenn man kämpft und fällt und ein anderer nimmt die Fahne auf und kämpft und fällt auch, und der nächste nimmt sie und muß dann auch fallen, das ist ein natürlicher Ablauf, denn geschenkt wird uns nichts. Wenn aber niemand die Fahne mehr abnehmen will, weil er ihre Bedeutung gar nicht kennt?

Handle hier und jetzt, denn es geht um deine Haut. Mit Hegels Dialektik von Herr und Knecht gesprochen: Nur wenn du dein Leben riskierst, gewinnst du die Freiheit, wirst du Herr deiner selbst, überwindest du die Knechtschaft. Dazu brauchst du diese Hoffnung, wie der deutsche Philosoph Ernst Bloch es formulierte, die in das Gelingen verliebt ist.

Dazu brauchst du auch das Mitgefühl von Menschen, Menschen, die mit Heisler die Kleider tauschen, ihn verstecken. Dazu brauchst du den Mut, dich zu deiner Sache zu bekennen…

Ruthard Stäblein – Redaktion hr2-kultur

Das siebte Kreuz

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